Wie geht es weiter mit dem Biedenkopfer Schloss? Die ZfB sähe dessen attraktives Restaurant lieber heute als morgen zuverlässig neu verpachtet. Allerdings sind schon ziemlich viele Akteure unterwegs: Kreis, Stadt und Schlossverein, das Landesamt für Denkmalpflege sowie Marburger Stadt- und Land Tourismus GmbH – sie alle reden bezüglich der Zukunft des Schlosses mit … und dadurch entstehen viele Meinungen und Ansätze, die diskutiert und zusammengeführt werden müssen. Hinzu kommen noch Bürgerbefragungen und Ortsbegehungen. Niederschlag finden soll das alles in einer so genannten ‚Machbarkeitsstudie‘. Die wiederum kann jedoch erst in Auftrag gegeben werden, wenn die vielen Akteure zuvor eine detaillierte ‚Leistungsbeschreibung ‚erstellt haben.
Erst wenn die Machbarkeitsstudie endlich ausgeschrieben und beauftragt wurde, kann endlich die Politik tätig werden. Sie entscheidet dann, ob die finanziellen Erfordernisse mit den Möglichkeiten des Kreis- bzw. städtischen Haushaltes vereinbar sind. Das alles kostet sehr, sehr viel Zeit. Wir von der ZfB finden, dass wir uns die nicht nehmen sollten: Bürgerhaus weg, Schloss verwaist … Biedenkopf verliert rasant an Attraktivität!
Und deshalb haben wir vor wenigen Tagen einen offenen Brief an den Landrat verfasst.
Biedenkopf, 25.08.2022
Herrn
Landrat des Landkreises
Marburg-Biedenkopf
Jens Womelsdorf
Schloss Biedenkopf
hier: Machbarkeitsstudie
Artikel im H A vom 03. Aug. 2022
Sehr geehrter Herr Landrat Womelsdorf,
dem oben näher bezeichneten Zeitungsartikel ist zu entnehmen, dass der Landkreis als Eigentümer des Schlosses in Biedenkopf derzeit nicht die Absicht hat, für das Restaurant einen neuen Pächter zu suchen, obwohl diese in der Vergangenheit gut besuchte Lokalität seit April diesen Jahres geschlossen ist. Stattdessen soll auch nach Ablauf von inzwischen vier Monaten (!) demnächst erst eine „Leistungsbeschreibung für eine Machbarkeitsstudie“ erstellt werden.
Dieses Vorgehen ist aus unserer Sicht weder verständlich noch sinnvoll. Wann sollen die Ergebnisse einer noch nicht beauftragten Machbarkeitsstudie vorliegen bzw. danach umgesetzt werden?
Die gastronomische Landschaft in Biedenkopf lässt einen mehrjährigen Verlust dieser beliebten und einmaligen Lokalität nicht zu. Nach Schließung des Restaurants im Bürgerhaus und weiterer alteingeführter Traditionslokale (wie z.B. Gaststätte „Kottenbach“, „Balkan-Grill“ am Potsdamer Platz) würde die ehemalige Kreisstadt auf Dauer einen weiteren, weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebten gastronomischen Anziehungspunkt verlieren. Die Infrastruktur in diesem Bereich ist zu einem erheblichen Teil zusammengebrochen. Eine adäquate Kompensation durch die verbleibenden Betriebe ist nicht zu erwarten, zumal ein Großteil der Gaststätten in den Stadtteilen inzwischen ebenfalls geschlossen sind.
In der vom Land Hessen derzeit stark geförderten Entwicklung der Innenstädte im Rahmen des Förderprogramms ‚Lebendige Innenstadt‘ steht die Schaffung einer gastronomischen Infrastruktur neben der Beseitigung von Leerständen und der Entwicklung touristischer Konzepte im Zentrum der Überlegungen. Die Stadt Biedenkopf ist Teil dieses Förderprogramms. Dabei wird deutlich, dass man Vorhandenes erhalten und weiterentwickeln und Neues damit in Einklang bringen sollte. Eine Schließung des Restaurants für mehrere Jahre bedeutet erfahrungsgemäß – und nicht nur unserer Auffassung nach – das „Aus“ für diese Lokalität. Wir erwarten deshalb bezüglich des Restaurants eine Weiterführung, so wie es offenkundig auch mit dem Museumsbetrieb derzeit möglich ist. Dass hier zusätzlich Synergien bestehen, steht ohnehin außer Frage.
In Ihrem Wahlprogramm zur Landratswahl haben Sie die Weiterentwicklung Biedenkopfs als einen der wesentlichen Schwerpunkte Ihrer zukünftigen Tätigkeit genannt. Wir fordern Sie auf, umgehend alle geeigneten Schritte zu unternehmen, einen Pächter zu suchen.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Plitt
(Fraktionsvorsitzender)