Das Planungsbüro Kommune Zukunft hat sich mit der Frage beschäftigt, was in Biedenkopf fehlt und wie man die Innenstadt attraktiver machen kann. Dazu wurden Bürger online und auf der Straße befragt, Hausbesitzer und Geschäftsinhaber wurden interviewt. Nun wurden die Ergebnisse dieser Befragungen vorgestellt, zum Termin fanden sich – neben Bürgermeister Jochen Achenbach – 30 interessierte Bürger ein. Die ZfB war gut vertreten, denn die Entwicklung des Zentrums unserer Stadt liegt uns besonders am Herzen: Vier Mitglieder unserer Fraktion im Rathaus waren anwesend, daneben noch drei weitere ZfB-Mitglieder.
Was die Biedenkopfer nervt
Was hatte sich bei den Befragungen durch Kommune Zukunft herausgestellt? Ganz offenbar hat die Innenstadt bei den Biedenkopfern kein sonderlich gutes Image. Sie wird mit Leerstand assoziiert und als ausgestorben betrachtet, mancher findet das hohe Aufkommen an Ausländern problematisch. Häufig jedoch fällt auch das Wort Potenzial.
Zwar ist der Marktplatz als zentraler Ort beliebt. Er stellt aber, folgt man den Machern vom Planungsbüro, keinen Ort mehr dar, an dem man sich einfach gerne aufhält. Die Befragten sehen sich dort genervt vom Autoverkehr, vom Mangel an Parkplätzen und von den traurig leeren Geschäften.
Die meisten Biedenkopfer suchen die Innenstadt für Arzttermine auf oder um zur Bank zu gehen – und dies lieber mit dem Auto als zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Erst dann folgen Besuche von Restaurants oder des Wochenmarktes am Freitag. Als Ausgangspunkt von Freizeitaktivitäten oder als Anziehungspunkt in Sachen Kultur wurden Innenstadt und Marktplatz kaum genannt. Gut die Hälfte aller Besucher verweilt dort höchstens für eine halbe Stunde, etwas weniger bis zu insgesamt einer Stunde.
Eins gibt das andere
Im Prinzip bedingt in Biedenkopfs Zentrum ein Problem das nächste: Der heftige Verkehr durch Autos und der von ihnen beanspruchte Parkraum drücken die Attraktivität des Marktplatzes als akzeptablen Aufenthaltsort gegen Null. Dadurch fehlt es der Innenstadt an Lebendigkeit. Sie zieht zu wenig Besucher an, und wo sollten diese auch verweilen – fehlt es doch weitestgehend an Bänken und anderen Sitzgelegenheiten. Auch für Kinder ist eine Aufenthaltsqualität schlicht nicht gegeben.
Daneben besteht ein eklatanter Mangel an Geschäften, an einer breit aufgestellten Gastronomie und an kulturellen Spielstätten. Die Menge an leerstehenden kleineren Ladenräumen und Geschäften ist geradezu bedrückend. Immerhin: Inzwischen stellen einige Besitzer in Aussicht, für ihre Ladengeschäfte zukünftig lieber eine sehr geringe Kaltmiete zu verlangen als diese leer stehen zu lassen.
Konzepte und Problemlösungen
Ein gutes Tourismus-Konzept könnte sich für Biedenkopf als wegweisend herausstellen. Zur Zeit zeigt sich die Stadt – trotz des gut ausgebauten Netzes an Wander- und Radwegen – für Besucher wenig anziehend. Marktplatz und Oberstadt erscheinen aber wie geschaffen als Attraktionen für den Fremdenverkehr.
Wie wäre der anzukurbeln? Folgt man den Ideen des Planungsbüros, könnte zum Beispiel der Kottenbach teilweise freigelegt werden, um Wasserspiele zu ermöglichen. Ein verkehrsberuhigter, dichter begrünter und mit einem größeren gastronomischen Angebot versehener Marktplatz könnte zudem die Aufenthaltsqualität erhöhen. Im nahen Umfeld würden leerstehende Ladenflächen Touristen als Mini-Hotels dienen; andere Ladenflächen sollten – gegebenenfalls unter Einsatz von Fördermitteln – kostengünstig regionalen Anbietern von Lebensmitteln oder Kunsthandwerk überlassen werden.
Und abseits des Marktplatzes?
Den Verkehr in der vorderen Hainstraße würden die Planungsmacher am liebsten beruhigen, die Schulstraße hingegen weitestgehend in ihrer aktuellen Funktion belassen. Als Aufführungsort für Ausstellungen und kleinere Konzerte könnte man die Hospitalkirche in Betracht ziehen. Im Bachgrund bis hin zum Bahnhof könnten vielerlei Büroformen entstehen: solche zwecks gemeinsamer Nutzung durch mehrere Einzelpersonen (Co-Working), oder von Agenturen betreute, voll ausgestattete Büroflächen zur kurzfristigen Anmietung (Serviced Offices) sowie Pop-ups (schnell eingerichtete Läden, die den aktuellen Leerstand mindern und bei Erfolg länger bleiben).
Ausreichend Potenzial zur Umsetzung solcher Ideen ist vorhanden. Wir von ZfB bleiben dran und werden unser Möglichstes tun, um im Stadtparlament die Weichen zu stellen: Für eine lebens- und liebenswerte Innenstadt. Das hat Biedenkopf verdient!