Notunterkunft Parkhotel?

Hunderttausende Menschen aus der Ukraine sind zur Zeit auf der Flucht vor dem von Putin angezettelten Krieg. Über kurz oder lang werden einige von ihnen wohl auch in Biedenkopf in einer Notunterkunft untergebracht werden müssen. Bürgermeister Joachim Thiemig schlägt dafür die Wallauer Fritz-Henkel-Halle vor. Diese biete den meisten Platz, Toiletten, Duschen und eine Küche. Durch Einziehen von (noch zu beschaffenden) Trennwänden sei es möglich, dort ca. 50 Personen zu beherbergen.

Pech für die ortsansässigen Vereine, denn: "Gerade die Fritz-Henkel-Halle", so Thiemig im HA, "ist die Einrichtung im Stadtgebiet, die mit am stärksten genutzt wird." So müsste zum Beispiel für den Fall, dass dort Flüchtlinge im April unterkommen, der Kultur- und Veranstaltungsring auf die für diese Zeit angedachten Theateraufführungen verzichten. Aber auch alle anderen Vereine, die sich nach zwei Corona-Jahren danach sehnen, endlich wieder aktiv zu werden, würden wohl kaum zu Zuge kommen, solange die Halle als Notunterkunft genutzt würde.

Die ZfB favorisiert allerdings eine viel näher liegende Lösung: Das stadtzentrale Parkhotel am Biedenkopfer Bürgerhaus steht leer und verfügt über 60 Betten; die Zimmer haben eigene Duschen und Toiletten. Seitens der Stadt werden gegen diesen Vorschlag jedoch zwei Gründe geltend gemacht. Da sei zunächst die Belastung des Trink- und Brauchwassers mit Legionellen. Nun: Legionellen-Belastungen lassen sich rasch und effizient beseitigen. Zweitens spreche gegen die Nutzung ein bislang nur teilweise (aber immerhin für viele hunderttausend Euro) umgesetztes Brandschutzkonzept aus dem Juni 2015. Seit Monaten jedoch wird den Mitgliedern des Stadtparlaments die Einsicht in das diesem Konzept zugrundeliegende Gutachten verwehrt.

Zukunft für Biedenkopf fordert die Stadt dazu auf, eine Nutzung des Parkhotels erneut zu prüfen und die Ergebnisse dieser Prüfung offen darzulegen. Vage Bedenken anzuführen oder auf (in erstaunlich viele Himmelrichtungen strebende) Verantwortlichkeiten hinzuweisen, reicht nicht aus – unsere Bürger möchten konkret wissen, welche Argumente aus Sicht des Brandschutzes gegen eine Unterbringung von Kriegsflüchtlingen im Parkhotel sprechen.

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